Die Entlohnung der Arbeiter im Mansfelder Revier in historischer Zeit

Zuletzt geändert am 2. April 2016 von Birk Ecke

Die folgenden Schichtlöhne wurden im Jahre 1900 in den Betrieben der MANSFELDSCHEN KUPFERSCHIEFER BAUENDEN GEWERKSCHAFT am Lohntag an die jeweilige Berufsgruppe ausbezahlt (Quelle /1/ Seite 26):

Betrieb Beruf Anzahl Arbeiter Schichtlohn in Mark (Mk)

 Bergbau

Summe 13.860 Arbeiter

 Häuer  6.080  2,50
Lehrhäuer
Förderleute
 2.680  2,00
 Schlepper  930  1,80
 Jungen  1.730  1,40
 Kläuber  1.320  2,00
 sonstige Arbeiter  220  2,00
 Maschinenwärter
Schürer
Handwerker
 800 3,00

 Hütten

Summe 2.355 Arbeiter

 Hüttenarbeiter  420 2,50 – 2,80
 Kesselarbeiter
Förderleute
Hüttengehilfen 1. Kl.
 1.352  2,20
 Hüttengehilfen 2. Kl.  153  1,80
 Hüttenjungen 179  1,20
 Handwerker
Maschine
 251  3,20 – 3,40

 Bergwerksbahn

Summe 265 Arbeiter

 Bahnarbeiter (Vollöhner) 145  3,10
 Bahnarbeiter (Mittellöhner)  5  2,20
 Bahnjungen 1. Kl.  15  1,20
 Bahnjungen 2. Kl. 20  1,20
 Reparaturhandwerker  80  1,20

 Baubetriebe

Summe 225 Arbeiter

 Bauhandwerker  180  3,00
 Handlanger  35  2,80
 Lehrlinge  10  1,50

 Maschinenwerkstatt Saigerhütte

Summe 360 Arbeiter

 Arbeiter  260  3,50
 sonstige Arbeiter  10 2,30
 Lehrlinge  90  1,50

 sonstige Betriebe

Summe 485 Arbeiter

 Arbeiter im Kupferhammer  120  3,75
 Arbeiter in der Näpfchenfabrik  120  4,00
 Forstarbeiter  155  2,00
 Ziegeleiarbeiter  60  2,50
 Chausseearbeiter  10  2,00
 Geschirrführer  20  3,00
Summe 17.550 Arbeiter  Quelle: /1/ Seite 26
Bild: Bergmann und Hüttenarbeiter in Paradeuniform um das Jahr 1900. Dieses Bild ist gemeinfrei, weil seine urheberrechtliche Schutzfrist abgelaufen ist.

Bild: Bergmann und Hüttenarbeiter in Paradeuniform um das Jahr 1900.
Dieses Bild ist gemeinfrei, weil seine urheberrechtliche Schutzfrist abgelaufen ist.

In Relation zu den Löhnen der Arbeiter muss man die Verbraucherpreise sehen, die um 1900 etwa die folgenden waren (Quelle /2/, Stand 17.07.2011). Die Angabe ist in Mark (Mk):

  • 1 Kilogramm Schweinefleisch – 1,50 Mk
  • 1 Kilo Pferdefleisch – 0,50 Mk
  • 1 Kilo Butter – 1,86 Mk
  • 1 Liter Milch – 0,20 Mk
  • 1 Kilogramm Roggenbrot – 0,23 Mk
  • 1 Kilogramm Weizenmehl – 0,36 Mk
  • 1 Kilogramm Zucker – 0,65 Mk
  • 1 Kilogramm Kaffee – 4,15 Mk
  • 15 Stück Eier – 0,73 Mk
  • 50 Kilogramm Kartoffeln – 2,63 Mk
  • 1 Liter Bier – 0,24 Mk
  • 1 Stuhl – 3,75 Mk
  • 1 Tisch – 8,75 Mk
  • 1 Herrenanzug – 10,00 bis 75,00 Mk
  • 1 Strickjacke – 1,00 bis 6,00 Mk
  • 50 Kilogramm Kohle – 1, 20 Mk

Das Verhältnis von Löhnen und Verbraucherpreisen zeigt, dass es für die Arbeiter der MANSFELDSCHEN KUPFERSCHIEFER BAUENDEN GEWERKSCHAFT wichtig war, dass sie ihr verbilligtes Deputat an Brotgetreide erhielten und die Möglichkeiten hatten, eigene Kartoffeln und eigenes Gemüse anzubauen. Für die Versorgung mit Milch und Fleisch war auch die Haltung einer Ziege – der sogenannten Bergmannskuh – von großer Wichtigkeit. Die Gewährung von billigen Krediten für die Schaffung von Wohneigentum durch die MANSFELD hatte auch weit mehr als symbolische Bedeutung.

Im Jahre 1900 fanden in Eisleben die Feiern zum 700. Jubiläum des Mansfelder Bergbau und Hüttenjubiläum statt. Für die Bewirtung der 4.000 an den Feierlichkeiten teilnehmenden Arbeiter wurden 3,00 Mk für verheiratete Männer sowie 2,00 Mk für alleinstehende Männer in den Gaststätten der Stadt Eisleben veranschlagt. Für Bergbeamte – also die untere und mittlere Führungsschicht – wurden 4,00 Mk veranschlagt. Der erlauchte Kreis der 700 hochgestellten Personen, die zum Festmahl in das Restaurant WIESENHAUS eingeladen war, beanspruchte immerhin 20,00 Mk pro Person – Wein und Zigarren inbegriffen. Das war etwa 10-fache, was ein Arbeiter der MANSFELD im Durchschnitt an einem Tag an Lohn bekam.

Die Währung im gesamten Deutschen Reich ab 1871 war die Mark (Abkürzung Mk oder ein in lateinischer Schreibschrift gehaltenes M), die in der Bevölkerung auch Reichsmark genannt wurde. Der Begriff Reichsmark ist diesem Zusammenhang nicht richtig, denn diese wurde erst 1924 offiziell eingeführt. Die Mark war damals eine echte Goldmünze. Genau 0,35842 g Gold befand in einer Münze, wenn sie prägefrisch war. Die Wechselkurse zwischen den führenden Industrienationen waren bis zum Ausbruch des Ersten Weltkrieges weitgehend festgeschrieben, was den Handel ungemein erleichterte und allen Beteiligten große Sicherheit bei Geschäften brachte. Der Begriff Goldmark wurde ab 1914 verwendet, um die Münze vom Papiergeld, das aus Gründen der Inflation gedruckt wurde, zu unterscheiden.

Quellen:
/1/ Verein Mansfelder Berg- und Hüttenleute e.V. (Hrsg.)
MANSFELD Die Geschichte des Berg- und Hüttenwesens
Band 4
Verein Mansfelder Berg- und Hüttenleute e.V. Luth. Eisleben und
Deutsches Bergbau-Museum Bochum, 2011
ISBN 3-937203-50-8
ISBN 978-3-937203-50-8

/2/ GenWiki
http://wiki-de.genealogy.net/Geld_und_Kaufkraft_ab_1871

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