Reinhard Heydrich – Der Reichsprotektor von Böhmen und Mähren und sein Ende

Zuletzt geändert am 5. Juni 2022 von Birk Karsten Ecke

Reinhard Tristan Eugen Heydrich wurde am 07.03.1904 als Sohn des wohlhabenden Opernsängers und Komponisten Bruno Heydrich und seiner Frau Elisabeth in Halle an der Saale geboren. Seinen Vornamen – Reinhard – erhielt er nach dem Helden der ersten Oper seines Vaters, die dieser 9 Jahre vor der Geburt seines Sohnes komponierte . Dass der Prolog zu dieser Oper REINHARDS VERBRECHEN genannt wurde, soll unter den gegebenen Umständen einmal dem Zufall geschuldet sein.

Bild Reinhard Heydrich. Bild: Under the licence of Commons:Bundesarchiv. Bundesarchiv, Bild 146-1969-054-16 / Hoffmann, Heinrich / CC-BY-SA.

Bild Reinhard Heydrich.
Bild: Under the licence of Commons:Bundesarchiv. Bundesarchiv, Bild 146-1969-054-16 / Hoffmann, Heinrich / CC-BY-SA.

Von seiner Familie wurde Reinhard Heydrich allerdings extrem nationalistisch erzogen, denn die Niederlage des Kaiserreiches im Jahr 1919 wurde in der Familie mit großem Entsetzen wahrgenommen. Als fünfzehnjähriger schloss er sich einem Freikorps an und war Mitglied des DEUTSCHVÖLKISCHEN SCHUTZ- UND TRUTZBUND. Im März 1922 trat er als Seekadett in die Reichsmarine ein. Er wurde 1926 zum Nachrichtendienst der Marine versetzt und zwei Jahre später zum Leutnant ernannt. Im Dezember 1931 heiratete er die zwanzigjährige Lina Mathilde von Osten mit der er 4 Kinder hatte. In der Zeit, in der er mit Lina verlobt war, hatte er eine Affäre mit einer anderen Frau und wurde deswegen unehrenhaft aus der Marine entlassen.

Bild: Halle an der Saale. Die Burg Giebichenstein. Aufnahme aus dem Jahre 2006.

Bild: Halle an der Saale. Die Burg Giebichenstein. Aufnahme aus dem Jahre 2006.

Mitte des Jahres 1931 trat Heydrich in die NSDAP und in die SS ein und formte später im direkten Auftrag Himmlers den Sicherheitsdienst (SD). Der SD sammelte akribisch Material über jeden Deutschen, um es später – wenn nötig – gegen ihn verwenden zu können. Nach Hitlers Machtübernahme liquidierte Heydrich die SA und wurde dafür 1934 zum SS-Gruppenführer ernannt. 1936 wurde Heydrich Chef der Sicherheitspolizei im Dritten Reich und formte sie schnell zu einer loyalen Organisation Hitlers. Zu Beginn des Zweiten Weltkrieges kam Heydrich zu verschiedenen Verbänden der Luftwaffe wo er zuerst als Bombenschütze und später als Jagdflieger Verwendung fand.

Seine Einsätze als Pilot endeten allerdings meistens mit Unfällen, da er als Pilot sehr untalentiert war und auch nur wenige Übungsflüge absolvierte. Trotzdem erhielt er das Eiserne Kreuz Erster Klasse und weitere Auszeichnungen, bevor ihm Hitler das Fliegen verbot. Nach seinem Befehl, in Polen Ghettos für Juden einzurichten, nahm er mit weiteren hochrangigen Nazis auch an der so genannten WANNSEEKONFERENZ teil, in der über die ENDLÖSUNG DER JUDENFRAGE debattiert wurde.

Bild: Der Auftrag Hermann Görings an Reinhard Heydrich, die Endlösung der Judenfrage voranzutreiben. Dieses Bild ist gemeinfrei, weil es von einer Behörde der Regierung der Bundesregierung Deutschlands herausgegeben wurde.

Bild: Der Auftrag Hermann Görings an Reinhard Heydrich, die Endlösung der Judenfrage voranzutreiben.
Dieses Bild ist gemeinfrei, weil es von einer Behörde der Regierung der Bundesregierung Deutschlands herausgegeben wurde.

Im September 1941 traf er in Prag als stellvertretender Reichsprotektor ein und übernahm das Amt von Konstantin von Neurath der bei Hitler in Ungnade gefallen war und auf unbestimmte Zeit beurlaubt wurde. Sein Dienstsitz war die Prager Burg – der Hradschin. Reinhard Heydrich führte unverzüglich drakonische Strafen ein und ließ schon kurze Zeit später 200 Menschen brutal hinrichten. Am 27 Mai 1942 kam es zu einem spektakulären Attentat des britischen Geheimdienstes, das durch Exiltschechen verübt wurde.

Bild: Reinhard Heydrich in der Prager Burg. Under the licence of Commons:Bundesarchiv. Bundesarchiv, Bild 146-1972-039-26 / unbekannt / CC-BY-SA.

Bild: Reinhard Heydrich in der Prager Burg.
Under the licence of Commons:Bundesarchiv. Bundesarchiv, Bild 146-1972-039-26 / unbekannt / CC-BY-SA.

Heydrich fuhr im offenen Wagen ohne Begleitschutz durch eine enge Kurve, wo die Attentäter mit einer STEN MASCHINENPISTOLE ((Die Sten Maschinenpistole wurde erstmals im Jahr 1941 hergestellt. Als sehr einfach und billig herzustellende Waffe hatte sie einen unverriegelten Masseverschluss und das Kaliber 9mm Para. Die Schusskadenz betrug ca. 500 Schuss pro Minute, es konnte zwischen Dauerfeuer und Einzelfeuer umgeschaltet werden. Später gab es auch Varianten mit Schalldämpfer. Die Sten MP war bei allen Soldaten und auch bei den Widerstandsgruppen im besetzten Europa äußerst beliebt da sie zuverlässig war und sich leicht zerlegen ließ. Insgesamt wurden bis zum Ende der sechziger Jahre mehrere Millionen Stück gebaut.)) und einer Handgranate warteten. Die ansonsten so robuste und zuverlässige Maschinenpistole hatte eine Ladehemmung, die Granate verletzte Heydrich jedoch sehr schwer. Er kam in ein nahes Krankenhaus wo eine zertrümmerte Rippe, einen Zwerchfellriss und Verletzungen der Milz festgestellt wurden.

Bild: Der beschädigte Wagen Reinhard Heydrichs nach dem Attentat. Under the licence of Commons:Bundesarchiv. Bundesarchiv, Bild 146-1972-039-44 / unknown / CC-BY-SA.

Bild: Der beschädigte Wagen Reinhard Heydrichs nach dem Attentat.
Under the licence of Commons:Bundesarchiv. Bundesarchiv, Bild 146-1972-039-44 / unknown / CC-BY-SA.

Himmler sendete sofort seinen Leibarzt Gebhard nach Prag um Heydrich zu behandeln. Der Arzt traf jedoch verspätet in Prag ein. Heydrich erholte sich zwar anfänglich sehr schnell von seinen Verletzungen, jedoch verstarb er am 4. Juni nach kurzem Koma an einem Gasgangrän, das vermutlich durch die in die Wunde eingedrungene Polsterung des Wagens verursacht wurde ((Ein Gasgangrän – oder Gasbrand – ist eine bakterielle Erkrankung, die mit den medizinischen Mitteln der damaligen Zeit nur durch eine unverzügliche Amputation des betroffenen Körperteiles behandelt werden konnte. Wenn die Amputation nicht möglich war, führte eine Infektion fast immer zum Tode. Problematisch sind auch heute noch die kurze Inkubationszeit und der rasante Verlauf der Krankheit.)). Der Leichnam wurde in Hradschin – der Prager Burg – aufgebahrt und später nach Berlin überführt, wo am 9. Juni ein Staatsbegräbnis stattfand. Als Vergeltung für das Attentat an Heydrich wurden von den Nazis die beiden Dörfer Lidice und Lezaky völlig dem Erdboden gleichgemacht und die Einwohner zum größten Teil getötet. Als Begründung dieser schrecklichen Tat wurde gesagt, das die Einwohner der Ortschaften den Attentäter geholfen haben sollen, was aber nicht der Wahrheit entsprach.

Heydrich galt – gemäß den Vorstellungen der Nationalsozialisten – als Muster eines Ariers: blond, sportlich und sehr intelligent. Von manchen seiner Zeitgenossen wurde er jedoch wegen seiner hohen Stirn als Ziege verspottet. Heydrich war musisch sehr begabt, er beherrschte mehrere Instrumente perfekt. In der Öffentlichkeit präsentierte er sich als fürsorglicher Familienvater. Schon im Dritten Reich gab es aber immer wieder Gerüchte, das Heydrich jüdische Vorfahren haben sollte, was sich aber später als falsch herausstellte.

Weiterführende Filme:
Auch Henker sterben (Hangman Also Die)
Regie: Fritz Lang
Drehbuch: John Wexley, Fritz Lang, Bert Brecht
USA 1943

Canaris
Regie: Alfred Weidenmann
Drehbuch: Erich Ebermayer, Herbert Reinecker
BRD 1954

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