Albrecht VII. von Mansfeld

Zuletzt geändert am 5. Juni 2022 von Birk Karsten Ecke

Albrecht wurde am 18. Juni 1480 als vierter Sohn des Grafen Ernst I. von Mansfeld und der Gräfin Margaretha von Mansfeld ((Margaretha von Mansfeld war die Tochter des Grafen Gebhard VI. von Mansfeld. Hier wurde praktisch in der engeren Verwandschaft geheiratet. Margaretha war aber an sich keine schlechte Partie. Ihr Vater hatte sein Territorium deutlich erweitern können und der Kupferbergbau blühte. Dazu kamen politische Verbindungen, die bis nach Dänemark reichten. Margarethas Mutter war die Schwester des Dänischen Königs.)) in Leipzig geboren. Bereits im Alter von sieben Jahren übernahm er – zumindest pro forma – die Regierungsgeschäfte, weil sein Vater gestorben war. Albrecht VII. war einer der wichtigsten Vertreter der Grafen von Mansfeld in der Reformationszeit – allerdings nicht immer nur im positiven Sinne. Um 1500 gründete Graf Albrecht die Eislebener Neustadt als Bergarbeitersiedlung. Die Neustadt wurde von Albrecht mit einer Kirche und einem Kloster ausgestattet. Im Jahre 1511 ließ er auf dem Schlossberg von Mansfeld zusätzlich zu den schon vorhandenen Schlössern Vorder- und Mittelort das Schloss Hinterort bauen.

Bild: Albrecht VII. von Mansfeld-Hinterort. Dieses Bild ist gemeinfrei, weil seine urheberrechtliche Schutzfrist abgelaufen ist.

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Dieses Bild ist gemeinfrei, weil seine urheberrechtliche Schutzfrist abgelaufen ist.

Damit kann er als Gründer der Linie von Mansfeld-Hinterort gelten. Zu Albrechts Anteil an der gesamten Grafschaft zählten die Ämter Eisleben, Schraplau, Mansfeld, Rammelburg, und später auch Allstedt, Rothenburg und Sittichenbach, also etwa der fünfte Teil des Gesamtgebietes. Graf Albrecht war ein enger Freund des Reformators Martin Luther, der ja aus der Grafschaft Mansfeld stammte, und ein glühender Anhänger der Reformationsbewegung. Spätestens 1518 lernte er Martin Luther persönlich kennen. Ein Jahr später schlossen sich Albrecht VII. und sein Bruder Gebhard VII, der auf Schloss Seeburg residierte, offen der Reformationsbewegung an ((Obwohl der Reformator Martin Luther in Eisleben, also im Kernland der Mansfelder Grafen geboren wurde und in Mansfeld aufwuchs, waren nicht alle Mansfelder Grafen protestantisch. Einige Vertreter des Grafenhauses blieben katholisch. Aber wenn es um persönliche Vorteile ging war den Grafen die Konfession ohnehin egal. Sie kämpften dann auf der Seite, von der sie am meisten zu erwarten hatte.)). Damit gehörte Albrecht VII. zu den ersten deutschen Adeligen, die trotz großer persönlicher Gefahr für den Protestantismus eintraten und dafür musste er auch teuer bezahlen.

Martin Luther widmete Albrecht im Jahre 1521 ein Buch, in dem er an den Grafen schrieb: „Gottes Gnade wolle den Grafen für Menschenlehren gnädig behüten und auf göttlicher Lehre richtig und fest behalten.“ Nur ein Jahr später forderte Herzog Georg von Sachsen den Grafen Albrecht auf, seine Untertanen im alten katholischen Glauben zu halten und alle zu bestrafen, die von der katholischen Lehre abweichen. 1523 versuchte Graf Albrecht zwischen Martin Luther und dem Herzog von Sachsen zu vermitteln. Luther erhielt ausführlich Gelegenheit, dem Grafen seine Glaubensvorstellungen zu erläutern. In diesem Jahr löste Albrecht auch das Annen-Kloster in der Eislebener Neustadt auf, machte die Kirche zur Pfarrkirche und erklärte die Klostergebäude zu Pfarre und Schule. Außerdem nahm er Nonnen, die aus dem Kloster Wiederstedt ausgetreten waren, auf Schloss Mansfeld-Hinterort auf und berief einen Protestanten zu seinem Hofprediger. 1524 wurden alle katholischen Zeremonien in der Mansfelder Kirche aufgehoben.

Unter dem Einfluss des charismatischen Predigers Thomas Müntzer erhoben sich die Bauern in Mitteldeutschland, um ihre sich ständig verschlechternden Lebensbedingungen zu verbessern. Müntzer setzte sich an die Spitze des Mitteldeutschen Bauernaufstandes und schrieb verschiedene Briefe, die sich offen gegen die Grafen von Mansfeld richteten. In seinen Predigten griff er den Adel und besonders die Grafen von Mansfeld an ((Noch heute sind der Bauernkrieg und das Wirken Thomas Müntzers umstritten. Fest steht, dass der Adel die Rechte der Bauern immer mehr beschnitten und immer mehr freie Bauern in die Leibeigenschaft gezwungen hat. Die Mansfelder Grafen haben ihre Untertanen dabei auch nicht geschont. Ernst II. von Mansfeld ließ zum Beispiel beim Bau seiner Festung Heldrungen kurzerhand Häuser abreißen, wenn kein Baumaterial zur Verfügung stand. Wilhelm Zimmermann hat 1891 ein objektives Buch mit dem Titel „Der große Deutsche Bauernkrieg“ geschrieben. Augenscheinlich waren die Potentaten jener Zeit bereits so tolerant, dass man über die Fehler ihrer Vorfahren offen schreiben konnte. Das Buch wurde seitdem immer wieder neu aufgelegt.)). Seine berühmte Fürstenpedigt hielt Thomas Müntzer ausgerechnet in der Schlosskirche zu Allstedt. Müntzer setzte bei seinem Bestreben nach Verbesserung der Lebensverhältnisse der Unterschichten neben den Bauern auch auf die Mansfelder Bergleute. Dem schneidigen Grafen Albrecht gelang es aber am Anfang, mit Waffengewalt und auch mithilfe Martin Luthers, die Aufständischen in seinem Teil der Grafschaft ruhig zu halten.

Im Mai 1525 änderte sich die Situation zu Ungunsten von Adel und Klerus: Alle Klöster in der Grafschaft Mansfeld wurden durch die aufständischen Bauern geplündert und ein Teil von ihnen völlig zerstört. Albrecht verfolgte, auch auf den Rat Luthers hin, die weiterziehenden Bauern. Bei Osterhausen wurden auf Albrechts Befehl 70 Aufständische regelrecht niedergemetzelt. Die überlebenden Bauern retteten sich nach Bad Frankenhausen, wo es noch im gleichen Monat auf dem so genannten Schlachtberg zur Entscheidungsschlacht im Bauernkrieg kam. Die Mansfelder Grafen, besonders Albrecht VII. und Ernst II., hatten einen großen Anteil daran, dass die Bauern vernichtend geschlagen wurden. Bei der letzten Schlacht des Bauernkrieges sollen etwa 6000 Bauern gefallen sein. Thomas Müntzer wurde gefangen genommen, auf der Festung Heldrungen eingekerkert und Ende Mai 1525 in Mühlhausen im heutigen Thüringen hingerichtet. Albrecht hatte keine Probleme mit seinem katholischen Vetter Ernst II., der bereits vor dem Aufstand mit seinen Untertanen völlig unchristlich umging, gemeinsame Sache zu machen.

Auch Albrecht VII. ging mit seinen Untertanen nicht gerade zimperlich um, was Martin Luther bewegte, folgenden Brief an ihn persönlich zu verfassen:„ … So fühlen E.G. selbst wohl, wie Sie bereits kalt und auf den Mammon geraten sind, gedenken sehr reich zu werden, auch wie die Klagen gehen, die Untertanen allzu hart und scharf drücken, sie von Ihren Erbfeuern und Gütern zu bringen und schier zu Eigen zu machen gedenken, welches Gott nicht leiden wird …”. Die Bauern hatten also allen Grund sich gegen Ihren Herren zu erheben. Nach dem Bauernkrieg säkularisierte Graf Albrecht auch die restlichen Klöster in seinem Anteil der Grafschaft Mansfeld. Auch in den folgenden Jahren trat er für die Lehre Luthers ein, gegen den Widerstand eines Teiles der Mansfelder Grafen und des Kaisers. Für diese Entscheidung musste Albrechts Familie später einen hohen Preis zahlen. Albrecht und sein Bruder Gebhard traten dem Schmalkaldischen Bund bei ((Der Schmalkaldische Bund wurde am 15.02.1531 in Schmalkalden in Thüringen von protestantischen deutschen Adeligen als Gegenpol der katholischen Habsburger gegründet. Die Adeligen, unter ihnen der Kurfürst von Sachsen, waren zu der Überzeugung gekommen, dass sich ihre Interessen nur mit Waffengewalt durchsetzen ließen. Wegen politischer Notwendigkeiten – die Türken stürmten gegen Europa an – wurde im Juli 1532 der Nürnberger Religionsfriede geschlossen. Im Schmalkaldischen Krieg 1546/47 wurden die Angehörigen des Bundes durch Truppen Kaiser Karl V. geschlagen. Der Schmalkaldische Bund wurde darauf hin aufgelöst.)). In den folgenden Jahren konnte sich der Protestantismus in relativ frei entfalten, weil der Kaiser mit den Angriffen der Türken auf den Südteil seines Reiches beschäftigt war. Das Ordensland Preußen trat in seiner Gesamtheit zum Protestantismus über und auch in einigen Teilen Nordeuropas traten Herrscher für die neue Lehre ein.

Deshalb brach kurz nach Martin Luthers Tod im Jahre 1546 – Graf Albrecht VII. war in der Todesnacht in Luthers Quartier in Eisleben anwesend – der Schmalkaldische Krieg aus. Albrecht VII. und seine Söhne kämpften auf Seiten der protestantischen Fürsten während sich andere Mansfelder Grafen, unter Ihnen Albrechts protestantischer Bruder Gebhard VII. auf die Seite des katholischen Kaisers schlugen. Im Oktober 1546 verlor Albrecht seinen Sohn Wolf I. in einem Heerlager in Süddeutschland. An Weihnachten des gleichen Jahres kehrte er in die Grafschaft Mansfeld zurück. Hier eroberte er innerhalb kurzer Zeit mit Waffengewalt die Besitztümer seiner katholischen Verwandten. 1547 wurde Albrecht durch den Kurfürsten von Sachsen zum Oberbefehlshaber des Heeres ernannt, das Bremen vor den katholischen Truppen verteidigen sollte. Im Mai 1547 wurde Graf Albrecht und dessen direkte Nachkommen vom Kaiser aller Lehen, Regalien und Güter sowie seines gesamten Habes enthoben. Diese erhielten seine katholischen Verwandten und besonders sein ebenfalls protestantischer Bruder Gebhard VII.

Nunmehr heimat-, recht- und besitzlos geworden, bot Albrecht VII. im Jahre 1550 seine Dienste der protestantischen und hart umkämpften Stadt Magdeburg an der Elbe an. Hier traf den Grafen ein weiterer Schicksalsschlag. Seine Frau Anna verlor während eines Aufstandes der Festungsbesatzung ein Bein durch den Einschlag einer Kanonenkugel. Die Stadt Magdeburg ging im November 1551 an kaiserliche Truppen über und Albrecht musste erneut fliehen. Aufnahme fand er – und das zeigt die Brüchigkeit bestehender Bündnisse – bei Moritz von Sachsen, der erst auf der Seite der Katholiken kämpfte, sich aber später auf die Seite der Protestanten schlug. Moritz von Sachsen war es schließlich auch, der 1552 durchsetzte, dass Graf Albrecht alle seine Rechte, Regalien und Besitztümer zurück erhielt. Allerdings wurde das Land bereits 1554 erneut von einem Krieg heimgesucht, als Heinrich der Jüngere von Braunschweig in einem Rachefeldzug die Harzregion heimsuchte. Kurz vor seinem Tode versöhnte sich Albrecht VII. auch wieder mit seinem Bruder Gebhard VII. Albrecht verstarb im März 1560 in Thüringen oder Franken, wahrscheinlich in der Kleinstadt Leutenberg bei Rudolstadt. Die Umstände seines Todes sind nicht näher bekannt. Sein Leichnam wurde in der Kirche zu Mansfeld beigesetzt.

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