Die Befreiung des Konzentrationslagers Mittelbau-Dora bei Nordhausen – This is what Hell must be like!

Zuletzt geändert am 8. Dezember 2012 von Birk Karsten Ecke

Ein wichtiger Hinweis: Mit Kindern unter 12 Jahren sollten Sie diese Seite über das Konzentrationslager MITTELBAU-DORA nicht ansehen.

Bild: General Courtney Hicks Hodges. Auf dem Bild ist Hodges im Range eines Generalleutnants zu sehen. Er wurde als letzter General von 13 weiteren während des Zweiten Weltkrieges zum 4-Sterne-General befördert. Dieses Bild wurde von einem Mitglied der United States Army während dessen Ausführung seiner Dienstpflichten erstellt. Als eine Arbeit der US-Regierung ist dieses Bild in public domain.

Bild: General Courtney Hicks Hodges. Auf dem Bild ist Hodges im Range eines Generalleutnants zu sehen. Er wurde als letzter General von 13 weiteren während des Zweiten Weltkrieges zum 4-Sterne-General befördert.
Dieses Bild wurde von einem Mitglied der United States Army während dessen Ausführung seiner Dienstpflichten erstellt. Als eine Arbeit der US-Regierung ist dieses Bild in public domain.

Als die 104. Infanteriedivision – die legendären TIMBERWOLVES – der 1. US Army unter General Courtney Hicks Hodges aus Richtung Westen her vorrückte, hatte Hitlers einst so mächtige und erfolgreiche Kriegsmaschinerie ihre Kampfkraft verloren. Nach der Schlacht um die Brücke von Remagen im März 1945 konnte nichts mehr den schnellen Vormarsch der Amerikaner stoppen. Zwar gab es immer wieder kleinere Gefechte mit Truppen von Wehrmacht und SS, doch in nur 9 Tagen konnte das Gebiet vom Rhein bis nach Paderborn eingenommen werden. Am 11. April erreichten die TIMBERWOLVES die Stadt Nordhausen am Südrand des Harzes. Nordhausen wurde wie so viele andere Städte auch kampflos eingenommen und während der Marschpause flirteten einige der GI’s mit freigelassenen Zwangsarbeiterinnen. Noch ahnte niemand von den Soldaten, welches Grauen ihnen in den nächsten Tagen erwarten würde. Die amerikanischen Soldaten hatten ein anderes Verhältnis zu diesem Krieg, als ihre alliierten Kameraden. Eigentlich war es gar nicht ihr Krieg, denn Hitler hatte zwar den Vereinigten Staaten den Krieg erklärt, die USA hatte aber nicht unter Besetzung oder Bombenterror leiden müssen. Die meisten von ihnen hatten auch kein feindschaftliches Verhältnis zu den Deutschen. Sie wollten nur möglichst schnell wieder gesund nach Hause kommen. Das Verhältnis der Soldaten zu diesem Krieg und zu den Deutschen änderte sich jedoch innerhalb weniger Stunden.

Bild: Infanterist der US ARMY in der typischen Uniform wie sie an der Westfront getragen wurde. Aufnahme vom BIG RED ONE MUSEUM am POINTE DU HOC - OMAHA BEACH - Normandie aus dem Jahre 2010.

Bild: Infanterist der US ARMY in der typischen Uniform wie sie an der Westfront getragen wurde.
Aufnahme vom BIG RED ONE MUSEUM am POINTE DU HOC – OMAHA BEACH – Normandie aus dem Jahre 2010.

Beim Weitermarsch kamen die TIMBERWOLVES noch am selben Tag zur zerbombten Boelcke-Kaserne am südlichen Stadtrand von Nordhausen. Die Kaserne wurde durch die britische Royal Air Force bombardiert und genau wie die Stadt Nordhausen auch schwer in Mittleidenschaft gezogen ((Nordhausen wurde am 3. und 4. April durch die britische Luftwaffe bombardiert. Dabei wurden etwa 8.000 Menschen getötet und die Stadt zu fast 75 Prozent zerstört. Obwohl Nordhausen während des Zweiten Weltkrieges ein Rüstungszentrum war, wurden fast nur zivile Einrichtungen zerbombt.)). In der Boelcke-Kaserne befand sich eine Außenstelle des Konzentrationslagers Mittelbau-Dora (siehe Seite Nordhausen und das Konzentrationslager Mittelbau-Dora). Ursprünglich waren hier Häftlinge untergebracht, die in den nahen Maschinenbau- und Rüstungsbetrieben arbeiteten oder im Rahmen des Projektes B11 ein Tunnelsystem in den Kohnstein treiben mussten.


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Ab Ende Januar 1945 wurden immer mehr kranke und nicht mehr arbeitsfähige Häftlinge aus Mittelbau-Dora in die Außenstelle Boelcke-Kaserne verlegt. Die Kranken wurden dort ohne medizinische Versorgung in isolierten Baracken von der Umwelt abgeschirmt. Aufgrund von Mangelernährung, der unglaublichen hygienischen Zustände und der verweigerten medizinischen Versorgung starben hier bis zu 100 Häftlinge täglich. Durch das Bombardement der Briten starben etwa 1.300 Häftlinge. Einige der Lagerinsassen nutzten das Chaos während des Luftangriffes zur Flucht, wurden aber meist wieder eingefangen und exekutiert. Die Wachmannschaft der SS verließ nach der Bombardierung das Camp der Boelcke-Kaserne.

Die TIMBERWOLVES fanden bei ihrer Ankunft auf dem Kasernengelände zuerst mehrere hundert Häftlinge vor, die in einem sehr schlechten gesundheitlichen Zustand waren. Dann entdeckten sie etwa 2.000 – in verschieden starken Phasen der Verwesung übergegangene – Leichen. Es wurde sofort in der Nähe der Kaserne in aller Eile ein notdürftiges Lazarett eingerichtet. Die Sanitäter der TIMBERWOLVES sahen, dass nur äußerste Eile überhaupt Leben retten konnte. Die kriegserprobten Soldaten und Sanitäter hatten solch einen unvorstellbaren Horror wie in der Boelcke-Kaserne noch nicht gesehen.

Bild: Überlebender des Lagers Boelcke-Kaserne in Nordhausen. Dieses Bild wurde von einem Mitglied der United States Army während dessen Ausführung seiner Dienstpflichten erstellt. Als eine Arbeit der US-Regierung ist dieses Bild public domain.

Bild: Überlebender des Lagers Boelcke-Kaserne in Nordhausen.
Dieses Bild wurde von einem Mitglied der United States Army während dessen Ausführung seiner Dienstpflichten erstellt. Als eine Arbeit der US-Regierung ist dieses Bild public domain.

Mit zusätzlich aus anderen Einheiten angeforderten Sanitätern konnten sie etwa 700 der ehemaligen Häftlinge evakuieren. 15 starben während des kurzen Transportes in das Notlazarett, eine weitere große Zahl innerhalb der darauf folgenden Tage. Die Offiziere der US Army statuierten nach der Befreiung des Lagers Boelcke-Kaserne erstmals ein für die Deutschen schockierendes Exempel: Die Bevölkerung der umliegenden Orte wurde durch das mit Leichen gepflasterte und von einem unvorstellbarem Gestank durchsetzte Lager getrieben. In den folgenden Tagen mussten die Männer der angrenzende Orte die Leichen der Häftlinge einsammeln und auf dem Ehrenfriedhof des städtischen Friedhofes in Nordhausen beisetzen.

Bild: Leichen von Häftlingen auf dem Gelände der Boelcke-Kaserne in Nordhausen. Aufnahme vom 13.04.1945. Dieses Bild wurde von einem Mitglied der United States Army während dessen Ausführung seiner Dienstpflichten erstellt. Als eine Arbeit der US-Regierung ist dieses Bild public domain.

Bild: Leichen von Häftlingen auf dem Gelände der Boelcke-Kaserne in Nordhausen. Aufnahme vom 13.04.1945.
Dieses Bild wurde von einem Mitglied der United States Army während dessen Ausführung seiner Dienstpflichten erstellt. Als eine Arbeit der US-Regierung ist dieses Bild public domain.

Bild: Leichen von Häftlingen auf dem Gelände der Boelcke-Kaserne in Nordhausen. Aufnahme vom 13.04.1945. Dieses Bild wurde von einem Mitglied der United States Army während dessen Ausführung seiner Dienstpflichten erstellt. Als eine Arbeit der US-Regierung ist dieses Bild public domain.

Bild: Leichen von Häftlingen auf dem Gelände der Boelcke-Kaserne in Nordhausen. Aufnahme vom 13.04.1945.
Dieses Bild wurde von einem Mitglied der United States Army während dessen Ausführung seiner Dienstpflichten erstellt. Als eine Arbeit der US-Regierung ist dieses Bild public domain.

Einer der Sanitäter, Sergeant Ragene Farris vom 329th Medical Bataillon der 104. Infanteriedivision, berichtete später: „Nach Tagen und Wochen, ja Monaten später, erzeugte das Wort Nordhausen in uns eine eigenartige Reaktion der Gefühle. Wir waren kampfesmüde und kampferfahrene Sanitäter – und wir dachten, dass es nichts in den Lehrbüchern gab, was wir nicht bereits gesehen hatten. Doch in diesem kurzen Zeitraum von zwei Tagen haben ich und viele andere der Division etwas gesehen und erlebt, das wir nie vergessen werden.“

Zwei Kilometer nördlich von Nordhausen entdeckten die TIMBERWOLVES dann im KOHNSTEIN eine Fabrik für die angebliche Wunderwaffe des Dritten Reiches – die V1 und V2 Rakete. Von 1943 bis 1945 mussten Gefangene im Tunnelsystem des Kohnstein die Vergeltungswaffe herstellen. Beim geringsten Anzeichen von Sabotage wurden die Häftlinge exekutiert. Es war den Häftlingen unter keinen Umständen erlaubt, das Lager zu verlassen. Wenn sie nicht mehr arbeitsfähig waren, wurden sie sich bis zu ihrem Tode isoliert und dann im Krematorium verbrannt. Etwa 20.000 dieser Häftlinge starben an Entkräftung oder wurden exekutiert.

THIS IS WHAT HELL MUST BE LIKE!
GENAU SO MUSS DIE HÖLLE AUSSEHEN!

Zitat Jean Mialet, Überlebender des KZ Mittelbau-Dora

Externe Links:
Die offizielle Internetseite der Stiftung Gedenkstätten Buchenwald und Mittelbau-Dora
http://www.dora.de
Die Intenetseite der 104th Infantry Division – NATIONAL TIMBERWOLF ASSOCIATION
http://www.104infdiv.org
Karten der Einsätze der 104th Infantry Division – NATIONAL TIMBERWOLF ASSOCIATION
http://www.104infdiv.org/MAPS.HTM
Mittelbau Dora Concentration Camp – NATIONAL TIMBERWOLF ASSOCIATION
http://www.104infdiv.org/CONCAMP.HTM
Courtney Hicks Hodges – WIKIPEDIA
http://de.wikipedia.org/wiki/Courtney_Hicks_Hodges

Weiterführende Filme: 
Band of Brothers – Wir waren wie Brüder
Episode 9: Warum wir kämpfen (orig.: Why we fight )
Regie: Stephen Spielberg, Tom Hanks
Darsteller: Damian Lewis, Ron Livingston
USA 2001

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