Tilleda – Die ehemalige Königspfalz am Kyffhäuser

Zuletzt geändert am 4. Dezember 2012 von Birk Karsten Ecke

Tilleda, gelegen in einer fruchtbaren Aue am Fuße der Nordostflanke des romantischen Kyffhäusergebirges, ist zweifelsfrei ein sehr alter Ort. Der Name weist auf eine germanische Ansiedlung aus der Mitte des ersten Jahrtausends nach Christi hin. Seine erste Erwähnung fand Tilleda als karolingisches Königsgut im Hersfelder Zehntverzeichnis vom Ende des 9. Jahrhunderts als Dullede.


Größere Karte anzeigen

Diese Reichsgüter wurden nach 777, dem Jahr des Reichstages zu Paderborn, auf Wunsch des Kaisers Carolus Magnus ((Carolus Magnus – auch Karl I., der Große oder Charlemagne – lebte von 747 bis 814. Er war Fränkischer König und von 800 bis 814 auch Römischer Kaiser. Unter Carolus Magnus erreichte das fränkische Reich seine größte Ausdehnung. Es erstreckte sich von den Pyrenäen bis zur Nordsee und vom Atlantik im Westen bis in das heutige Ungarn im Osten.)), im mitteldeutschen Raum vermehrt gegründet. Im fruchtbaren Vorharzgebiet entstand so ein dichter Gürtel an Pfalzen. Diesen Pfalzen wurden Rechte an den zur gleichen Zeit im Harz und den bewaldeten Höhen des nördlichen und südlichen Harzvorlandes – Huy, Hakel, Elm, Kyffhäusergebirge, Hainleite, Windleite und Dün – entstandenen Reichsbannforsten zugewiesen.

Bild: Die Königspfalz zu Tilleda. Im Hintergrund das Kyffhäuser-Denkmal.

Bild: Die Königspfalz zu Tilleda. Im Hintergrund das Kyffhäuser-Denkmal.

Für die Erschließung des Harzes hatten die Königspfalzen eine besondere Bedeutung, denn von ihnen ging ein großer Teil der Rodungen und der Siedlungsgründungen aus. Da der König zu einem guten Teil von den Einnahmen lebte – bereits Carolus Magnus hatte die abzuliefernden Mengen genau festgelegt – mussten die Landwirtschaft und das Handwerk dieser Pfalzen absolut straff organisiert sein. Die Könige und später auch die Kaiser zogen mit ihrem gesamten Hofstaat von Pfalz zu Pfalz und hielten für jeweils kurze Zeit dort Hof. Verantwortlich für die Pfalz war der Pfalzgraf, der den Besitz verwaltete, die Wirtschaft organisierte und die hoheitlichen Rechte während der Abwesenheit des Souveräns wahrnahm.

Bild: Impressionen von der Königspfalz zu Tilleda.

Bild: Impressionen von der Königspfalz zu Tilleda.

Bild: Impressionen von der Königspfalz zu Tilleda.

Bild: Impressionen von der Königspfalz zu Tilleda.

Bild: Impressionen von der Königspfalz zu Tilleda.

Bild: Impressionen von der Königspfalz zu Tilleda.

Bild: Impressionen von der Königspfalz zu Tilleda.

Bild: Impressionen von der Königspfalz zu Tilleda.

Bild: Impressionen von der Königspfalz zu Tilleda.

Bild: Impressionen von der Königspfalz zu Tilleda.

Bild: Impressionen von der Königspfalz zu Tilleda.

Bild: Impressionen von der Königspfalz zu Tilleda.

In den folgenden, durch Slawen- und insbesondere Ungarneinfälle gekennzeichneten, Jahrhunderten wurden diese Pfalzen durch verschiedene Stammesherzöge genutzt. In der Harzregion waren dies vor allem die Ottonen, die später das Deutsche Reich von 919 bis 1024 regierten. Die Pfalzen waren gut befestigte Wirtschaftsgüter. Neben Verteidigungsbauten gab es Wirtschafts- und Wohnbauten, eine Kapelle sowie einen prachtvollen Palas für den König bzw. den Kaiser. In der Umgebung der Pfalzen gab es landwirtschaftliche Güter, die mit ihren Produkten sowohl den Hofstaat verpflegten, als auch eine wichtige Einkommensquelle für den König und Kaiser darstellte. Wenn der Kaiser in der Pfalz weilte, hielt er dort seinen Reichs- und Gerichtstag ab.

Bild: Die Innenausstattungen der Häuser in der Königspfalz zu Tilleda vermitteln ein authentisches Bild der Lebensverhältnisse im Hochmittelalter.

Bild: Die Innenausstattungen der Häuser in der Königspfalz zu Tilleda vermitteln ein authentisches Bild der Lebensverhältnisse im Hochmittelalter.

Bild: Die Innenausstattungen der Häuser in der Königspfalz zu Tilleda vermitteln ein authentisches Bild der Lebensverhältnisse im Hochmittelalter.

Bild: Die Innenausstattungen der Häuser in der Königspfalz zu Tilleda vermitteln ein authentisches Bild der Lebensverhältnisse im Hochmittelalter.

Bild: Die Innenausstattungen der Häuser in der Königspfalz zu Tilleda vermitteln ein authentisches Bild der Lebensverhältnisse im Hochmittelalter.

Bild: Die Innenausstattungen der Häuser in der Königspfalz zu Tilleda vermitteln ein authentisches Bild der Lebensverhältnisse im Hochmittelalter.

Bild: Die Innenausstattungen der Häuser in der Königspfalz zu Tilleda vermitteln ein authentisches Bild der Lebensverhältnisse im Hochmittelalter.

Bild: Die Innenausstattungen der Häuser in der Königspfalz zu Tilleda vermitteln ein authentisches Bild der Lebensverhältnisse im Hochmittelalter.

Bild: Die Innenausstattungen der Häuser in der Königspfalz zu Tilleda vermitteln ein authentisches Bild der Lebensverhältnisse im Hochmittelalter.

Bild: Die Innenausstattungen der Häuser in der Königspfalz zu Tilleda vermitteln ein authentisches Bild der Lebensverhältnisse im Hochmittelalter.

Bild: Die Innenausstattungen der Häuser in der Königspfalz zu Tilleda vermitteln ein authentisches Bild der Lebensverhältnisse im Hochmittelalter.

Bild: Die Innenausstattungen der Häuser in der Königspfalz zu Tilleda vermitteln ein authentisches Bild der Lebensverhältnisse im Hochmittelalter.

Bild: Die Innenausstattungen der Häuser in der Königspfalz zu Tilleda vermitteln ein authentisches Bild der Lebensverhältnisse im Hochmittelalter.

Bild: Die Innenausstattungen der Häuser in der Königspfalz zu Tilleda vermitteln ein authentisches Bild der Lebensverhältnisse im Hochmittelalter.

Bild: Die Innenausstattungen der Häuser in der Königspfalz zu Tilleda vermitteln ein authentisches Bild der Lebensverhältnisse im Hochmittelalter.

Bild: Die Innenausstattungen der Häuser in der Königspfalz zu Tilleda vermitteln ein authentisches Bild der Lebensverhältnisse im Hochmittelalter.

Für die Pfalzen war der Aufenthalt des Kaisers eine besondere Belastung, denn neben dem Hofstaat mussten auch fremde und inländische Gesandte mit entsprechenden Nahrungsmitteln versorgt werden. Die Ansprüche des Hofes waren auch damals nicht gering, man muss sich nur einmal die außerordentlich üppigen Kochrezepte des Mittelalters ansehen. Die Erträge der landwirtschaftlichen Güter waren jedoch bescheiden und Missernten kamen häufiger vor. So werden mancher Pfalzgraf und besonders die Bauern der Umgebung auch froh gewesen sein, wenn Kaiser und Hofstaat die Pfalz wieder verließen.

Angebaut wurden zu jener Zeit vor allem Roggen, Gerste, Hafer und Weizen. Aus Roggen wurde Brot gebacken, das Hauptnahrungsmittel jener Zeit. Besonders in der armen Unterschicht wurde bis zu einem Kilogramm am Tag davon gegessen. Gerste und Hafer wurden zu Breien verarbeitet, oft mit verschiedenen Wildkräutern gewürzt. Der Weizen war dem Brot für die reiche Oberschicht vorbehalten. Gemüse kam selten, außer zur jeweiligen Erntezeit, auf den Tisch und dann in einer Form, die uns heute kaum mehr schmecken würde. Gemüse kommt von Mus, also wurde es zu Brei zerkocht. Sämtliche gesunden Inhaltsstoffe waren damit zerstört. Das ist eigentlich unglaublich, denn es waren bereits viele Arten von Gemüse bekannt. Angebaut wurden Rüben, Pastinaken, Kohl, Mangold, Spinat Sellerie, Zwiebeln, Erbsen, Bohnen und verschiedene Laucharten. Außerdem wurden Pflanzen angebaut oder gesammelt, die wir heute langsam wieder als Delikatesse entdecken. Der Obstanbau war zu jener Zeit in Mitteldeutschland nicht bekannt. Es konnten also nur Wildfrüchte genutzt werden.

Fleisch gab es selten, außer für die wohlhabende Oberschicht. Die Fleischproduktion war aufwändig und entsprechend teuer und die Ausbeute gering. Das Schlachtgewicht eines Schweines betrug damals nur etwa 40 Kilogramm. So ist es kein Wunder, dass praktisch alle Wirbeltiere auch als Nahrung dienten, sogar Füchse, Schwäne und Reiher. Der Jagd kam so eine besondere Bedeutung für die Ernährung des Hofes zu. Aber auch hier muss man konstatieren, dass die Strecken weitaus geringer ausgefallen sein dürften als heute. Die Wälder waren undurchdringlich und das Schalenwild hatte natürliche Feinde, wie Luchs und Wolf. Die Jagd war wegen der zur Verfügung stehenden Ausrüstung ein Geschäft für unerschrockene und harte Männer. Außer dem Sauspieß, dem Bogen und dem Hirschfänger gab es keine Jagdwaffen. So mancher Hund musste sein Leben auf der Jagd nach dem Schwarzwild lassen.

Das System der Pfalzen hatte trotz der zeitweise großen Belastung für die Bevölkerung im Land gewisse Vorteile: der Kaiser konnte immer überraschend auftauchen und war praktisch überall in seinem Reich präsent. Das verhinderte sehr wirksam, dass die Territorialherren es all zu arg mit ihren Untertanen trieben. Verhältnisse, wie beispielsweise im 15. Jahrhundert in Brandenburg, als Raubritter wie die Bredows die Bevölkerung terrorisierten, konnten nicht aufkommen. Für den Kaiser, seine Familie und den Hofstaat war das Leben strapaziös. Neben der unzureichenden Ernährung bedeutete das Reisen eine ständige Gefahr. Die Wege waren schlecht ausgebaut, Straßen nicht vorhanden. Die Wohnwagen waren so schlecht, dass auch die Frauen das Reiten auf dem Pferd vorzogen. Sehr bequem dürfte auch das nicht gewesen sein, denn die Frauen hatten züchtig im Damensitz zu reiten. Die Kleidung war völlig unzureichend und zudem unpraktisch, die hygienischen Verhältnisse katastrophal. Was die Ernährung auf diesen Reisen angeht, kann man nur mutmaßen.

Allerdings dürften im dünn besiedelten Reich mit wenigen Herbergen oft schimmeliges Brot und restlos verdorbene Fleischwaren den Tisch gedeckt haben, denn moderne Konservierungsmethoden waren nicht bekannt. Die Nächte wurden dann nach den wenigen geschafften Tageskilometern in zugigen Wohnwägen verbracht, so dass selbst robuste Naturen irgendwann gesundheitliche Probleme bekommen mussten. Zudem gab es in Deutschland damals Krankheiten, die heute so nicht mehr auftreten. Die Sümpfe waren voll von Anopheles-Mücken und so grassierte selbst in Mitteleuropa die Malaria. Diese Umstände dürften mit dazu geführt haben, dass die Deutschen Könige und Kaiser dieser Zeit auffallend jung gestorben sind.

Bild: Blick von der Königspfalz zu Tilleda auf das Kyffhäuser-Denkmal.

Bild: Blick von der Königspfalz zu Tilleda auf das Kyffhäuser-Denkmal.

Mit der Wahl Heinrichs I. fiel das Reichsgut Tilleda, wie auch die übrigen Besitzungen der Ottonen, zurück an das Deutsche Reich. Gleichzeitig wurde die Harzregion wirtschaftlich und politisch zur bedeutendsten Region Deutschlands. Obwohl Tilleda nicht die große Bedeutung hatte, wie etwa die Pfalzen von Allstedt oder Wallhausen, hielt sich Otto II. ((Otto II. wurde 961 zum König gewählt, von 973 bis 983 war er Deutscher Kaiser. Er war seit 972 – aus rein politischen Gründen – mit Theophanu, der Tochter des byzantininischen Kaisers, verheiratet.)) im Jahre 974 hier auf. Die Pfalz von Tilleda selbst ging bereits 972 als Mitgift an seine aus Byzanz stammende Frau Theophanu ((Theophanu war die Tochter eines byzantinischen Kaisers. Sie wurde 972 von Otto I. zur Bekräftigung des Friedens mit dem Oströmischen Reich mit seinem Sohn Otto II. verheiratet. 991 übernahm Theophanu für ihren minderjährigen Sohn Otto III. die Regentschaft.)).

Besuche kaiserlicher Personen in Tilleda sind bis 1042 urkundlich belegt. Danach gibt es bis 1174, als sich Friedrich I. Barbarossa in Tilleda auf einen Italienzug vorbereitete, keine schriftlichen Nachrichten über die Pfalz. In diese Zeit fällt auch der Kampf der Territorialmächte gegen die kaiserliche Zentralgewalt, die im Jahre 1115 mit der Schlacht von Welfesholz mit einer Niederlage für den Kaiser Heinrich V. und seinen Feldherren Hoyer von Mansfeld endete ((1115 wurde das Heer Heinrichs V., von dem Mansfelder Grafen Hoyer I. (manchmal auch als Hoyer II. bezeichnet) angeführt, durch die Sachsen, unter Lothar von Sachsen (=Süpplingenburg), in der Schlacht bei Welfesholz vernichtend geschlagen. Die Reichsgewalt musste sich aus dem Harzgebiet zurückziehen und der Harz verlor seine wirtschaftliche und politische Bedeutung.)).

Im 13. Jahrhundert kamen Teile des Reichsgutes an die damals im Südharz mächtigen Grafen von Beichlingen ((Die Grafen von Beichlingen konnten große Gebiete unter ihre Kontrolle bringen: die Hainleite, den Kyffhäuser, Wallhausen, Allstedt, Nebra, Frankenhausen und Teile der Goldenen Aue. Um die Mitte des 14. Jahrhunderts verloren die Grafen von Beichlingen an Einfluss. Ihren Besitz teilten sich die Grafen von Stolberg, von Schwarzburg und von Hohnstein.)). Ab 1420 ging die Pfalz an die Herren von Witzleben über, nachdem die Beichlinger an Bedeutung verloren. In der Mitte des 15. Jahrhunderts erscheint eine Familie von Biela – das jedoch schon nicht mehr zweifelsfrei – als Lehensträger. Die Pfalz begann spätestens um diese Zeit in der Bedeutungslosigkeit zu versinken.

Erst 1871 wurde die Anlage der Pfalz entdeckt. Erste Ausgrabungen wurden 1935 bis 1939 durchgeführt. Die Hauptausgrabungen fanden von 1958 bis 1976 statt. Dabei wurden große Teile der Pfalz freigelegt. Erst in den letzten Jahren wurden einzelne Gebäude ganz oder teilweise wiederhergestellt. Dabei wurde großer Wert auf eine möglichst originalgetreue Wiederherstellung der Häuser und deren Interieur gelegt, gleichzeitig aber auch die Belange der Anschaulichkeit für den Besucher beachtet. Das gesamte Areal der Königspfalz wurde zum öffentlich zugänglichen Museum. Der eigentliche Wert der Pfalz liegt jedoch darin, dass sie eine der wenigen in späteren Jahrhunderten nicht überbauten Anlagen ist. Damit bietet sie heute dem Besucher ein anschauliches Bild vom Leben der Menschen im Hochmittelalter.

Externe Links:
Die Internetseite der Königspfalz Tilleda
http://www.tilleda.ottonenzeit.de
Die Königspfalz Tilleda – KYFFNET
http://www.kyffnet.de/Ausflugsziele/Burgen/Konigspfalz_Tilleda/konigspfalz_tilleda.html
Die Königspfalz Tilleda – GEOPARK BARBAROSSAHÖHLE
http://www.hoehle.de/04Barbarossa/Pfalz.htm
Die Königspfalz Tilleda – GIBS
http://www.gibs.info/index.php?id=146
Die Königspfalz Tilleda – WIKIPEDIA
http://de.wikipedia.org/wiki/Pfalz_Tilleda

Kommentare sind geschlossen.